Ob auf der Weide, im Stall oder im scheinbar harmlosen Heu: Giftpflanzen können für Pferde eine ernsthafte Gefahr darstellen – oft mit dramatischen Folgen. Viele dieser Pflanzen wachsen direkt am Koppelrand, am Waldrand oder gelangen über Futterreste und Schnittgut versehentlich in den Stall.
Die Herausforderung: Viele giftige Pflanzen sehen harmlos oder sogar hübsch aus. Und auch getrocknet, z. B. im Heu, verlieren viele ihre Giftwirkung nicht! Deshalb ist es für jeden Pferdehalter wichtig, die häufigsten Giftpflanzen zu erkennen, Vergiftungssymptome zu deuten und im Ernstfall richtig zu handeln.
In unserer Übersicht findest du:
✅ die gefährlichsten Bäume, Sträucher und Kräuter
✅ typische Symptome einer Vergiftung
✅ Hinweise, welche Pflanzen auch im Heu problematisch bleiben
✅ konkrete Erste-Hilfe-Maßnahmen
🔎 Nutze die Liste als Nachschlagewerk und verlinke sie am besten direkt im Stall oder in der Sattelkammer. Denn: Nur wer Giftpflanzen früh erkennt und gezielt vermeidet, schützt seine Pferde zuverlässig.
Inhaltsverzeichnis
Bäume
Bergahorn
Aussehen: Gefiederte Blätter mit Spitzen, zweiflügelige Samen, (nach unten) gebogen
Symptome: Atypische Weidemyopathie: Schwitzen, Muskelzittern, Krämpfe, Kolik, dunkler Urin
Giftigkeit: Keimlinge und Samen sind besonders giftig, auch die Blätter sind giftig. Bei Spitz- und Feldahorn konnte das Gift bisher nicht nachgewiesen werden
Eibe
Eiche
Aussehen: Fiederlappige Blätter, borkige Rinde, eiförmige Früchte
Symptome: Irritation der Schleimhaut durch Gerbstoffe, Apathie, Fressunlust, Verstopfung, Durchfall, Schwäche, blutiger Urin, Nierenversagen
Giftigkeit: Ab ca. 300 g Rinde, Eicheln und Blätter potenziell tödlich, einige Pferde vertragen Eiche gut, andere nicht
Wallnuss
Rosskastanie
Aussehen: Braune Kastanien in stachelig grüner Schale, gefingerte Blätter
Symptome: Kolik, Durst, Unruhe, Benommenheit, Durchfall, Muskelzucken
Giftigkeit: Alle Teile der Kastanie sind giftig, Fruchtschale und Frucht besonders giftig, mehr als 20 Kastanien oder signifikante Mengen Rinde können tödlich sein
Zierpflanzen
Buchsbaum
Lebensbaum (Thuja)
Auf der Koppel und im Heu
Raps
Graukresse
Aussehen: 10 bis 70 cm hohe Pflanze mit grau-grünem Filz bedeckt, lanzettenförmige Blätter, Blütentrauben mit kleinen weißen Blüten
Symptome: Erhöhte Temperatur, Ödeme an den Beinen, Futterverweigerung, Teilnahmslosigkeit, Blut in Urin und Kot
Giftigkeit: ab 30% Graukresse im Heu treten nach drei Tagen Vergiftungen auf
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Ferkelkraut
Adlerfarn
Aussehen: Die Blätter sind dreifach gefiedert. Da auch andere Farnarten giftig sind, ist es am einfachsten, jeden Farn zu meiden
Symptome: Kolik, Gewichtsverlust, Festliegen, zentralnervöse Störungen (Taumeln, unsicherer Gang)
Giftigkeit: 2 kg in 30 Tagen können tödlich sein. Achtung, die Sporen sind für Menschen krebserregend!
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Adonisröschen
Eisenhut
Aussehen: 50 bis 200 cm hohe krautige Pflanze, tief eingeschnittene Blätter, traubiger Blütenstand
Symptome: Speichelfluss, Erregung, Unruhe, Durchfall, Krämpfe, erhöhte Körpertemperatur, Lähmung, Herzrhythmusstörung, Atemlähmung
Giftigkeit: ab 100 g tödlich, manche Pferde sind deutlich empfindlicher
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Schachtelhalm
Aussehen: Sumpf- und Ackerschachtelhalm sind giftig
Symptome: Taumeln, Unruhe, Sägebockstellung, Festliegen, Kolik
Giftigkeit: Ab 20% Ackerschachtelhalm im Heu kommt es nach 40 Tagen zu Vergiftungen, dieselbe Menge Sumpfschachtelhalm kann aber auch bereits nach 30 Tagen tödlich sein
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Schierling
Gundermann / Gundelrebe
Aussehen: Kriechende oder aufsteigende Stängel (bis 60 cm hoch) mit herzförmigen Blättern mit gekerbtem Rand und blauvioletten Blüten
Symptome: Erweiterte Pupille, Atemnot, Schweißausbruch, Zittern, gelb-roter Schaum aus der Nase
Giftigkeit: Vergiftungen treten nach Aufnahme von Grünfutter mit 32% Gundermann auf
Herbstzeitlose
Aussehen: Blüht im August-Oktober hellviolett, trichterförmig, lange spitze Blätter
Symptome: Hufrehe, Verweigerung der Nahrung, blutiger Durchfall, Kolik, Kreislaufprobleme, Lähmung
Giftigkeit: Todesfälle sind ab 1,2 kg frische Pflanzen oder 1,5% Herbstzeitlose im Heu möglich
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Kreuzkraut / Jakobskreuzkraut
Aussehen: 30 bis 120 cm hohe Pflanze mit schmalen lanzettförmigen Blättern mit gezähntem Rand, Stängel oft rötlich braun-gelbe Blüten
Symptome: Ikterus, Leberschädigung, Kolik, Krämpfe, blutiger Durchfall, Taumeln, Umherirren, Gewichtsverlust
Giftigkeit: 40 g über 60 Tage führen zu Leberfibrose, ab 40 g/kg Körpergewicht
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Mohn
Aussehen: Scharlachrote/weiße/gelbe/violette Blütenblätter, mit bohnenförmigen kleinen schwarzen Samen darin
Symptome: Unruhe, Schreckhaftigkeit, Kolik, Durchfall, Bewusstlosigkeit, epileptische Krämpfe
Giftigkeit: Futter sollte 10% Mohnanteil nicht überschreiten. Nach der Aufnahme von mit Mohn verunreinigtem Futter können Pferde Doping-positiv auf Morphin getestet werden
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Rainfarn
Aussehen: 60 bis 130 cm hohe Pflanze mit gelben knopfförmigen Blütenköpfen, gefiederte Blätter
Symptome: Benommenheit, Taumeln, Speicheln, Kolik, Durchfall, Schädigung von Leber und Niere
Giftigkeit: Die gefährliche Menge für Pferde ist unbekannt, dennoch sollte von der Verfütterung abgesehen werden
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Johanniskraut
Aussehen: Gelbe Blüten, zweikantige Stängel, kleine länglichovale Blätter (2 bis 4 cm), Blüten verfärben sich beim Zerreiben rot
Symptome: Neigung zu Sonnenbrand, Unruhe, geschwollene Lippen, Taumeln, Inappetenz
Giftigkeit: Die gefährliche Menge ist unbekannt, daher sollte eine Fütterung nach Möglichkeit gar nicht erfolgen
Hinweis: Auch in Heu giftig!
Hahnenfuß (Butterblume)
Aussehen: Fünf gelbe ovale Blütenblätter
Symptome: Magen- und Darmbeschwerden, Kolik, Durchfall, Nierenschäden, Speicheln, Zittern, geschwollene Lippen, Unruhe
Giftigkeit: Da Hahnenfuß bitter schmeckt, ziehen Pferde Gras in der Regel vor, dennoch kann es bei abgegrasten Koppeln oder hastig fressenden Pferden zu Vergiftungen kommen
Erste Hilfe bei Vergiftungen von Pferden
Tierarzt rufen! 05250 / 93 57 00
• Wasser anbieten
• Jedes verdächtige Futter aus der Reichweite der Pferde entfernen und für evtl. Analysen sichern
• Fieber messen
• Toxinbinder füttern, falls das Pferd fressen kann
• Symptome behandeln: bei Hufrehe, Ödemen und Kreislaufproblemen: Beine kühlen
• Pferd nicht unbeobachtet lassen, falls weiteres Symptom/Verschlechterung auftritt
• In weich eingestreuter Box aufstallen